Das Schlimmste ist, wenn Politiker im Gespräch Gefühle offenbaren oder provokante Wahrheiten formulieren und sie beim Gegenlesen durch weichgespülte 0815-Weisheiten ersetzen und das obendrauf noch «differenziert» nennen. Dagegen helfen folgende Kniffe: Gesagt ist gesagt. Kündige bereits bei der Terminsuche an, dass das gesprochene Wort gilt. Auch für dich: Stellst du dumme Fragen, bist du selber schuld. Kämpfe beim Autorisieren um jedes interessante Wort. Wobei: Dumme Fragen gibt es nicht. Recherchiere die Positionen des Gegenübers bis ins Detail. Aber trau dich, naive Fragen zu stellen. Sie zwingen den Politiker, seine Argumente zu erklären, und offenbaren, ob er weiss, wovon er spricht. Nimm die Gegenposition ein. Politik ist ein Ringen um das beste Argument, das Interview soll das widerspiegeln. Deine persönliche Haltung ist Nebensache.
Andrea Fopp ist Bundeshausredaktorin der NZZ.
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