Wie eröffnet man ein Interview? Wie lockt man jemanden aus der Reserve? Als Interviewer lasse ich mich gerne von meiner Neugierde auf meine:n Gesprächspartner:in leiten. Und das beginnt für mich mit der ersten Frage. Diese setzt den Ton und die Stimmung für die ganze Sendung und soll nicht banal sein, also idealerweise schon etwas über meinen Gast aussagen. Ich will einen möglichst grossen Erkenntnisgewinn in meinen Gesprächen, deshalb setze ich stark auf ein entspanntes und offenes Gesprächsklima auf Augenhöhe.
Dieses kollektive Gefühl beginnt aus meiner Erfahrung ebenfalls gleich zu Beginn; meine ersten Fragen sollen den Gast dazu bringen, sich zu öffnen, statt ihn/sie in die Defensive zu bringen. Anklagende Gesprächseröffnungen bringen die wenigsten dazu, ihre Nervosität und ihr Misstrauen abzulegen. Im Gegenteil: Eine zu einem falschen bzw. zu frühen Zeitpunkt gestellte «unangenehme» Frage kann vieles zerstören. Und für mich ganz wichtig: Auch kritische Fragen kann man anständig stellen: «C’est le ton qui fait l’interview»!
Urs Gredig ist Fernsehjournalist und Gastgeber der Talk-Sendung «Gredig direkt» auf SRF.
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