Letzte Woche hat ein Streit eine neue Wendung erfahren, der seit 16 Jahren schwelt: Das Bundesamt für Kommunikation hat die Konzession für das Sendegebiet Graubünden/Glarus/St. Galler Oberland nicht mehr wie bisher an Radio Südostschweiz gegeben, sondern unterstützt neu Roger Schawinski mit Gebührengeldern. Das Bakom hart damit einem alten Streit eine neue Wendung gegeben: Schawinski und die Südostschweiz kämpften schon vor 16 Jahren um diese Konzession. Im Medienmagazin «Klartext» kam es damals zum «grossen Radiostreit» zwischen «Südostschweiz»-Verleger Hanspeter Lebrument und Schawinski. Schon damals haben sich die beiden nichts geschenkt.
«Meinungsvielfalt ist das Grundprinzip jeder Demokratie. Diese abnormen Verhältnisse, wie sie im Kanton Graubünden herrschen, sind in der ganzen zivilisierten Welt abgeschafft worden. Hanspeter Lebrument kontrolliert eine der letzten publizistischen Monopolenklaven. Es ist die einmalige Chance, dieses Meinungsmonopol aufzubrechen.» Das Zitat stammt von Roger Schawinski. Er könnte es zum Entscheid des Bakom gesagt haben, die Lokalradiokonzession für Graubünden/Glarus/St. Galler Oberland nicht mehr Somedia zu geben, dem Verlag der «Südostschweiz», sondern ihm, Roger Schawinski. «Alpin» heisst sein Radioprojekt. Von 2025 bis 2034 soll der Schawinski-Sender Geld aus dem Gebührentopf erhalten.
Doch das Zitat ist 16 Jahre alt. Es stammt aus einem heftigen Streitgespräch zwischen Schawinski und dem damaligen «Südostschweiz»-Verleger Hanspeter Lebrument. Der bleibt Schawinski nichts schuldig und nennt ihn einen «Medienspekulanten»: «Das haben wir doch in der ganzen Schweiz gesehen: Die Leute, die private Radios aufgebaut haben, waren im Grunde genommen Medienspekulanten, die ihre Radios nachher zumeist an Verlagshäuser verkauft haben!» Schawinski habe ja gezeigt, «wie man ein reicher Mann wird, wenn man seine Sender verkauft. Jetzt geht die Geschichte wieder bei null los. Und da sagt er: Ich will so viel zusammenholen wie nur möglich. Und nach fünf Jahren wird er wieder ein 100- bis 200-Millionengeschäft machen, und die ganze Branche wird wieder staunen.»
Schawinski antwortet auf den Vorwurf: «Ich glaube, der gut, liebe Hanspeter Lebrument leidet unter Verfolgungswahn». Er habe «bisher jeden Franken selbst erwirtschaftet.» Im Gegensatz zu Lebrument, der sich lieber auf Gebühren verlasse». Lebrument darauf: «Du kommst auch aus einer Stadt, die einige Hunderttausend Einwohner hat.» Schawinski kontert: «…und deshalb kann ich auch nicht so gut lobbyieren in Bern, denn ich kann nicht den armen Bergbauern markieren, den du seit Jahren spielst.»
Die beiden schenken sich nichts. Verwunderlich aus heutiger Sicht ist nur, dass die verbale Auseinandersetzung im Nachgang nicht von einem Kommunikationsverantwortlichen glattgebügelt worden ist. Es ist deshalb geradezu ein Genuss, zu lesen, wie sich die beiden Alphatiere die Köpfe waschen.
Damals konnte Hanspeter Lebrument das bessere Ende für sich in Anspruch nehmen: Das Bakom hat seinem «Radio Südostschweiz» die Konzession zugesprochen, Schawinski ging leer aus. Jetzt sind die Vorzeichen umgekehrt: Letzte Woche konnte Roger Schawinski, mittlerweile 78 Jahr alt, triumphieren. «Wir hätten schon damals gewinnen müssen», sagte Schawinski gegenüber dem «Blick». Unterdessen habe sich die Monopol-Stellung des Konzerns Somedia weiter verschärft.
Das ganze Interview gibt es hier zum Nachlesen.
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