Einstieg mit Tücken: Juan Riande sucht den Weg in den Journalismus. Foto: Corinne Glanzmann

Aktuell – 20.03.2024

Traumberuf mit Imageproblem

2023 haben die Schweizer Medienunternehmen über 200 Stellen abgebaut. Die Stimmung in der Branche ist angespannt, die Berichterstattung düster. Zu Unrecht, sagen nicht wenige Experten. Journalismus bleibt ein fantastischer Beruf. Journalismus hat Zukunft. Wirklich? Das Medienmagazin «Edito» hat sich in der Branche umgehört.

«Wir Journalisten haben ein Faible für schlechte Nachrichten und schreiben uns selber schlecht», sagt Peter Hossli, Leiter der Ringier-Journalistenschule. Journalismus sei ein kreativer Beruf, das habe «immer auch mit etwas Selbstausbeutung» zu tun, sagt er. Journalist, das sei «ein Beruf, den man leben muss, und zwar rund um die Uhr.» Aber: Zwischen 40 und 50 haben viele die Kraft nicht mehr, kreativ zu sein. Fabienne Kinzelmann, Redaktorin bei der «Handelszeitung» und Co-Präsidentin des Vereins Qualität im Journalismus, sagt: «Alle jammern immer gerne über ihre Jobs, aber Journalisten jammern schon besonders viel.» Sie sagt aber auch: «Kaum eine Branche hat eine so schlechte Führungskultur wie die Medien.» Die Folge sei eine «Talentkrise», die sie als «eine der grössten Herausforderungen für die Medienbranche» bezeichnet

Was treibt Einsteiger trotzdem an, Journalist zu werden? Warum steigen andere nach wenigen Jahren aus? Im neuen Heft porträtiert «Edito» Einsteiger, Umsteiger – und Aussteiger. Zum Beispiel den jungen Videojournalisten Juan Riande, der für den Journalismus brennt und deshalb die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert. Er ist aber auch einer von 80 Angestellten von CH Media, die im Januar die Kündigung erhalten haben. Nach der Entlassung ist er in einer schwierigen Situation: Er braucht einen Arbeitgeber, der die Kriterien erfüllt, die für den Diplomkurs am MAZ bestehen, um seine Ausbildung fortzusetzen und weiter zu arbeiten. Er sucht in einem Markt, in dem unter anderem sehr viele Entlassene von CH Media auf Stellensuche sind. Über seine Chancen, bei einem anderen Regional-TV etwas zu finden, macht er sich keine Illusionen: «Die meisten regionalen TV-Sender in der Deutschschweiz gehören zu CH Media und stellen im Moment niemanden ein. Bei den drei Sendern, die nicht zu CH Media gehören, sehe ich auch wegen meines Luzerner-Dialekts schwarz.» Was nun?

Oder der Basler Journalist Claude Bühler, der mit 61 den Neuanfang wagte und in die Redaktion eines Internet-Start-ups gewechselt hat. Da musste er das Handwerk komplett neu lernen. Hat er seinen Wechsel je bereut? «Nicht eine Sekunde!», antwortet er wie aus der Pistole geschossen. In drei Jahren wird Bühler 65. «Ich gehe tatsächlich jeden Tag gerne arbeiten», sagt er.

Prominenter Aussteiger ist Sportjournalist Fabian Sangines, der seine Leidenschaft zum Beruf macht und Fussballtrainer wird – auf den Cayman Islands. Einen Tag vor dem Abflug, beim Gespräch mit «Edito», wusste Sangines weder über die Cayman Islands noch über die dortige Fussballszene, noch über seinen künftigen Klub sehr viel. «Laut Google ist es warm auf den Cayman Islands», sagte er. Und stürzt sich in sein Abenteuer.

Was treibt die Schweizer Journalistinnen und Journalisten an? Wie erleben sie die Branche, den Journalismus? Jetzt im neuen «Edito».

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