Beat Balzli, neuer Chefredaktor der «NZZ am Sonntag» per 1. November

Aktuell – 06.10.2023

«NZZ am Sonntag»: Mit neuem Chefredaktor näher an die NZZ

Die «Neue Zürcher Zeitung» führt ihre Sonntagsausgabe und das Hauptblatt näher zusammen: Die Redaktion und die Produktion der «NZZ am Sonntag» wird zu einem grossen Teil mit der «NZZ» fusioniert.

Zusammengelegt werden die Ressorts Wirtschaft und Wissen/Wissenschaft, Technologie & Mobilität sowie die Layout & Produktionsredaktion, der Newsroom, Art Direction und Bild. Die Teams von Visuals, Video/TV und Podcast werden künftig für beide Redaktionen arbeiten. Die Leitung des fusionierten Wirtschaftsressorts übernimmt Chanchal Biswas, Ressortleiter Wirtschaft der «NZZ», die Leitung des Ressorts Wissen/Wissenschaft, Technologie & Mobilität übernimmt Hanna Henkel, bisher Ressortleiterin Wissenschaft, Technologie & Mobilität der «NZZ».

Bereits 2021 sind die Ressorts International der beiden Titel zusammengeführt worden. Das Ressort Sport wurde seit Anbeginn gemeinsam geführt. Als eigenständige Ressorts bleiben der «NZZ am Sonntag» nach unserer Rechnung noch Inland, Kultur, Hintergrund und Meinungen. «Die Details der Umsetzung des neuen Zusammenarbeitsmodells der zusammengelegten Bereiche werden in den kommenden Wochen ausgearbeitet», schreibt der Verlag. Noch ist deshalb nicht bekannt, ob mit «Details der Umsetzung» auch eine Streichung von Stellen verbunden ist.

Neuer Chefredaktor der «NZZ am Sonntag» wird per 1. November Beat Balzli, zuletzt Chefredaktor der «WirtschaftsWoche». Er soll «die publizistische Weiterentwicklung und die digitale Transformation des renommierten Titels verantworten und die Zusammenarbeit mit der Redaktion der ‹Neuen Zürcher Zeitung› verstärken», schreibt der Verlag. Geschäftlich bleibt die «NZZ am Sonntag» selbstständig: Auch der neue Chefredaktor berichtet direkt an den CEO und ist Teil der Geschäftsleitung. Publizistisch wird Beat Balzli aber dem Chefredaktor NZZ unterstellt. Das bedeutet, dass die «NZZ am Sonntag» ähnlich behandelt wird wie ein Kopfblatt in einem Mantelsystem.

NZZ-CEO Felix Graf sagt dazu: «Die publizistischen Eigenständigkeiten bleiben gewahrt. Wir sind überzeugt, dass die Anpassungen sowohl die NZZ als auch die ‹NZZ am Sonntag› weiter stärken und uns helfen werden, publizistisch und wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.» Isabelle Welton, Verwaltungsratspräsidentin der NZZ, verspricht sich von der engeren Zusammenarbeit der beiden Titel eine Schärfung der Marke «NZZ», «indem wir den Digitalauftritt von Tages- und Wochentitel auf nzz.ch verbessern und ausbauen.» Dabei sei wichtig, dass «die eigenständige Positionierung der beiden Print-Titel, die zum Teil unterschiedliche Zielgruppen und Bedürfnisse abdecken, bestehen bleibt», erklärt Isabelle Welton.

Das dürfte auch der Grund sein, warum die beiden zentralen Sonntags-Ressorts Inland und Hintergrund derzeit eigenständig bleiben: Gerade in diesen Themenbereichen ist die «NZZ am Sonntag» wesentlich liberaler und offener positioniert als Mutterblatt «NZZ».

Eine grössere Baustelle dürfte der Digitalauftritt der «NZZ am Sonntag» bleiben: Online hat es das Blatt auch unter Balzli-Vorgänger Jonas Projer nicht geschafft, aus dem Schatten des Hauptblatts zu treten. Projer wollte mit dem «NZZ Magazin» die Inhalte von «NZZ am Sonntag», «NZZ Folio» und «NZZ Geschichte» zu einem digitalen Magazinauftritt vereinen. Diese Strategie ist gescheitert: Das «NZZ Magazin» hat im Nutzermarkt nicht funktioniert und die Erwartungen verfehlt. Das ist keine Überraschung: Das Onlinemagazin hat nie eine eigene Identität entwickelt – wie auch: Es ist ein virtuelles «Frankenstein»-Produkt, das aus Inhalten mehrerer Titel online zusammengestoppelt wird.

Laut Reichweitenzahlen der aktuellen Mach-Basic-Studie (Wemf Mach Basic 2023-2) erreicht die «NZZ» unter der Woche 236’000 Leserinnen und Leser, die «NZZ am Sonntag» erreicht 336’000 Menschen.

Quellen:

Bühler, Dennis (2023): Es kracht im Hause NZZ. In: Republik, 21.6.2023. [https://www.republik.ch/2023/06/21/es-kracht-im-hause-nzz]

Unternehmenskommunikation NZZ (2020): NZZ und «NZZ am Sonntag» intensivieren Zusammenarbeit. 17.9.2020 [https://unternehmen.nzz.ch/2020/09/nzz-und-nzz-am-sonntag-intensivieren-zusammenarbeit/]

Unternehmenskommunikation NZZ (2022): NZZ lanciert digitales «NZZ Magazin». 16.2.2022 [https://unternehmen.nzz.ch/2022/02/nzz-lanciert-digitales-nzz-magazin/]

Unternehmenskommunikation NZZ (2023): Beat Balzli wird Chefredaktor der «NZZ am Sonntag». 4.10.2023 [https://unternehmen.nzz.ch/2023/10/beat-balzli-wird-chefredaktor-der-nzz-am-sonntag/]

Widmer, Michèle (2023): Reichweitenstudien – So viele lesen NZZ, SoBli oder Beobachter. In: persönlich.com, 3.10.2023 [https://www.persoenlich.com/medien/so-viele-lesen-nzz-sobli-oder-beobachter]

1 Kommentar

#1

Von Rudolf Penzinger
09.10.2023
Jetzt muss an Eric Gujers Wesen auch das Sonntagsblatt genesen.

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