Der Walliser Modeunternehmer Fredy Bayard ist als Spätberufener in die Medienbranche eingestiegen: Er hat den «Walliser Boten» und das «Bieler Tagblatt» gekauft und, die die NZZ schreibt, «aus den verstaubten Lokalzeitungen moderne Medienunternehmen» gemacht. Im Interview mit der NZZ beschreibt er seine Strategie. Er habe sich gesagt, dass man in so einer kleinen Region wie dem Wallis sich konzentrieren und die Kräfte bündeln müsse. Nach Übernahme der Aktienmehrheit von «Radio Rottu» habe er es «mit der Zeitung zu einem Medienunternehmen mit einem Newsportal fusioniert. Danach mussten alle Nutzer für alle Artikel bezahlen.» Bayard hat mit anderen Worten eine harte Paywall installiert. Nachfrage der NZZ: Haben die Nutzer sich nicht beschwert? Bayard: «Sicher, massiv. Ich sagte ihnen: ‹Gute Informationen sind doch 70 Rappen am Tag wert.› Für jeden Kaffee bezahlt man 4 Franken 50.»
Bayard ist überzeugt, dass Lokaljournalismus wichtig ist, «damit die Leute wissen, was um sie herum läuft, wann das Schultheater stattfindet, was der Gesangsverein macht oder wie sich der lokale Fussballverein in der 3. Liga schlägt.» Und was politisch passiere. Ohne Lokalzeitung berichte darüber niemand und es stelle auch niemand den lokalen Behörden oder der Kantonsregierung kritische Fragen. «Es schwindet das Zusammengehörigkeitsgefühl.» Wer keinen Bezug habe zur Region, dem fehle die Heimat. «Darum», ist Bayard überzeugt, «greifen jeden Tag 50’000 Leute auf unser Newsportal zu. Das ist enorm!»
Gegenüber der NZZ sagt Bayard, der «Walliser Bote» verkaufe heute 2000 Abos mehr als vorher und das zu leicht höheren Preisen. Die Abozahlen seien aus zwei Gründen gestiegen: «Weil die Redaktion hier einen guten Job macht und die Bezahlschranke hart ist. Die Zeitung wurde relevanter.» Weil das nur geht, wenn die Mitarbeiter engagiert und motiviert sind, erhöhte er die Löhne der Journalistinnen und Journalisten um 20 Prozent. Heute veröffentlicht der «Walliser Bote» laut Bayard jeden Tag mindestens zehn Lokalseiten. «Inland- oder Auslandnachrichten kommen weiter hinten», und die kauft die Zeitung bei CH Media ein.
Quelle: NZZ – Aline Wanner «Hätte ich nur mein Geld vermehren wollen, hätte ich sicher nicht Zeitungen gekauft»
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