Vor 13 Jahren hatte die Berliner Tageszeitung «taz» eine ungewöhnliche Idee: Menschen sollten freiwillig für die «taz» im Netz zahlen. Die Zeitung machte also ihre Artikel im Netz frei verfügbar und verzichtete auf eine Paywall und ähnliche Einschränkungen, forderte die Nutzerinnen und Nutzer aber dazu auf, freiwillig für die «taz» zu bezahlen. Das sei ein «radikaler Bruch mit den Regeln der Medienwelt», gewesen, sagt Aline Lüllmann, Geschäftsführerin der «taz» heute. «Während andere Medienhäuser erste Paid-Content-Modelle testeten, setzte die ‹taz› auf Freiwilligkeit und Vertrauen.»
Das freiwillige Bezahlmodell startete 2011 ohne Marketingagentur, ohne grosses Budget und ohne Datenbank zur Betreuung der Unterstützenden. «Als es 2011 losging, freuten wir uns über die ersten Zahlen: Nach nur vier Tagen waren 4’600 Euro von 930 Leser*innen zusammengekommen», schreibt Aline Lüllmann in einem Artikel in der Zeitung. Heute zahlen mehr als 40’000 Menschen freiwillig für die «taz». Der Erfolg soll die Basis bilden für den nächsten Entwicklungsschritt der Zeitung: Ab dem 17. Oktober 2025 erscheint die «taz» unter der Woche nur noch digital. Gedruckt gibt es das Blatt dann nur noch als Wochenzeitung. Aline Lüllmann sagt, das freiwillige Bezahlformat «taz zahl ich» sei ein entscheidender Bausteine für die digitale Transformation der Zeitung. «Was einst belächelt wurde, inspiriert heute andere Medienhäuser. Auf Branchentreffen berichten wir darüber und grosse Zeitungen zollen uns Respekt.» Was als «amateurhaftes Experiment» begonnen habe, sei heute «eines der erfolgreichsten Modelle für freien Journalismus».
Quelle: «taz» – Aline Lüllmann 40.000 zahlen für taz.de
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