«Beschreibt das Bild und muss nicht immer legendär sein: eine Bildlegende.» Wenn sie nüchtern sagt, wer und was auf dem Foto zu sehen ist, wann und wo dieses aufgenommen wurde, erfüllt sie schon ihren Zweck. Ab und zu lasse ich – in einem Akt der Subversion – einen Dreh in eine Legende einfliessen, eine persönliche, zum Bild passende Beobachtung, meinetwegen auch eine Redewendung oder ein Wortspiel. Ein schmaler Grat, der manchmal begangen gehört.
Keine guten Bildlegenden sind die, die versuchen, die Geschichte noch einmal zu erzählen. Dafür gibt es von Überzeilen über Lead bis zum Zwischentitel bessere Gefässe. Zudem lautet meine Devise: Je kleiner das Bild, desto weniger Buchstaben. Ich finde übrigens, entgegen der gängigen Lehre, nicht, dass jedes Bild eine Legende haben muss. Wenn zum Beispiel der Name einer Politikerin bereits im Titel steht und diese mit einem neutralen, undatierten Porträtfoto illustriert wird, kann man die Legende getrost auch mal sterben lassen. Niemand wird sie vermissen.
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