Er sei «überzeugt, dass Gujer politisch radikaler ist als ein Grossteil der Redaktion», sagt Daniel Binswanger. Bild: republik.ch

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Daniel Binswanger | 04.11.2024

«Die NZZ führt einen permanenten Kulturkampf gegen Gendersprache, ‹Wokeismus› und Cancel Culture»

Die NZZ sei stark nach rechts gerutscht: Die Zeitung sei heute «der wichtigste Propaganda-Vektor in der Deutschschweizer Presse für die AfD», sagt Daniel Binswanger, Co-Chefredaktor der «Republik», in einem Interview mit «Tsüri» über die «Neue Zürcher Zeitung». Der Rechtskurs der Zeitung sei in den letzten Monaten stärker geworden: «Neu sind die kaum mehr kaschierten Parteinahmen für den rechtsradikalen Björn Höcke oder auch für Donald Trump», sagt Binswanger.

In NZZ-Chefredaktor Eric Gujer sieht er den «Motor dieses Strategiewechsels». Er sei «überzeugt, dass Gujer politisch radikaler ist als ein Grossteil der Redaktion», meint Binswanger. Die sei kaum begeistert davon, dass «ihr Chefredaktor den Höcke an die Macht schreiben will». Gujer sei 2015 «quasi als das kleinere Übel» als Chefredaktor eingesetzt worden, nachdem Markus Somm am Widerstand der Redaktion gescheitert war. «Retrospektiv kann man darüber streiten, ob er wirklich das kleinere Übel ist», meint Binswanger. Auch deshalb, weil Eric Gujer sich für die Schweiz kaum interessiere: «Er möchte im Kanzleramt Angst und Schrecken verbreiten, nicht im Bundeshaus.» Er suche für seine NZZ in Deutschland einen Markt rechts von FAZ und «Welt», wo er ein «AfD-affines Bürgertum» abholen wolle. «In diesem sumpfigen Teich am rechten Rand hat die NZZ ihre Wachstumsnische», sagt Binswanger im Interview.

«Grundpfeiler des Liberalismus wie Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Gewaltenteilung, Schutz der Medienvielfalt müssen dann halt etwas zurücktreten.» Dabei führe die NZZ national und international einen permanenten Kulturkampf gegen Gendersprache, «Wokeismus» und Cancel Culture. Er finde diese «moralische Hysterie» unglaublich ermüdend, sagt Binswanger. 

Tsüri – Simon Jacoby «Ich finde die moralische Hysterie der NZZ unglaublich ermüdend»

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