Der Eritreische Medienbund Schweiz (EMBS) will die in der Schweiz lebenden Eritreerinnen und Eritreer sichtbar machen und Rassismus bekämpfen. Wie lautet sein Fazit nach zehn Jahren Sensibilisierungsarbeit?
Von Bettina Büsser
Öffentliche Wahrnehmung und Narrative verändern. 10 Jahre antirassistische Medienarbeit» – unter diesem Titel feierte im März der Eritreische Medienbund Schweiz (EMBS) sein 10-jähriges Bestehen. Gegründet wurde er in der Ostschweiz von zwei eritreischen und einem Schweizer Jugendlichen. Sie wollten sich «aktiv an der öffentlichen Debatte» beteiligen und die in der Schweiz lebenden über 40 000 Eritreerinnen und Eritreer sichtbar machen.
Seit der Gründung ist der EMBS gewachsen, heute ist er in der Deutschschweiz und der französischsprachigen Schweiz aktiv. Was hat er in den vergangenen zehn Jahren bewirkt? «Eritreerinnen und Eritreer sind in den Schweizer Medien nach wie vor stark unterrepräsentiert», sagt EMBS-Mediensprecher Samson Yemane: «Dennoch ist in den letzten Jahren eine positive Entwicklung zu beobachten. Die Medienpräsenz der Gemeinschaft nimmt zu, aber noch in begrenztem Umfang.» Zum Teil sei dies auf die Sensibilisierungsarbeit des EMBS und das Engagement einiger Journalisten zurückzuführen. In der Vergangenheit, so Yemane, wurden die Eritreer:innen hauptsächlich um persönliche Erfahrungsberichte gebeten. «Heute greifen gewisse Medien auf eritreische Stimmen zurück, um nicht nur eine Geschichte zu erzählen, sondern auch die Probleme zu analysieren, die ihre Gemeinschaft betreffen. Dies ist eine Veränderung, die wir begrüssen und aktiv fördern.»
Anhänger und Gegner des Regimes
Bei Medienanfragen geht es häufig um Themen wie die Asylpolitik der Schweiz, das autoritäre Regime in Eritrea sowie die Differenzen und Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des gegenwärtigen eritreischen Regimes in der Schweiz. Gerade Letzteres sei «eine Herausforderung», sagt Yemane. «Die Art und Weise, wie bestimmte Medien die Spannungen zwischen Gegnern und Anhängern des eritreischen Regimes darstellen, verletzt die Würde der Eritreer. Sie werden oft auf das Bild gewalttätiger Flüchtlinge reduziert, die Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren.» Doch die Wut, die zum Ausdruck komme, habe eine lange Geschichte: «Unser Engagement besteht darin, diese Komplexität im öffentlichen Raum verständlich zu machen.»
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Menschenrechte als Grundlage
Manchmal wird der EMBS laut Yemane gebeten, auf stigmatisierende Äusserungen oder diskriminierende Angriffe bestimmter politischer Parteien, insbesondere aus dem rechten Lager, zu reagieren: «In allen unseren Stellungnahmen vertreten wir eine konsequente Haltung: Wir analysieren die Fakten unter dem Gesichtspunkt der Menschenrechte, die die Grundlage unseres Engagements und Handelns bilden.» In manchen Fällen wird der EMBS aktiv. So reichte er gemeinsam mit Privatpersonen Strafanzeige gegen den Zürcher Ex-SVP-Präsidenten Patrick Walder ein. Die Äusserungen über eritreische Asylsuchende in dessen Medienmitteilung von 2019 beurteilte das Bezirksgericht Uster unlängst als rassendiskriminierend.
Der EMBS betreibt verschiedene Projekte, zu denen neben dem Einsatz gegen Rassismus etwa auch Gesundheitsförderung oder Prävention von häuslicher Gewalt gehören. In den Projekt-Teams finden sich Expertinnen und Experten, die Medien Auskunft geben können. Darüber hinaus kann der EMBS weitere Fachpersonen aus der eritreischen Diaspora vermitteln.
«Die Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der öffentlichen Debatte und tragen die Verantwortung dafür, wie bestimmte Stimmen hervorgehoben oder ausgeblendet werden», sagt Yemane. «Wenn wir wirklich eine inklusive Gesellschaft anstreben, ist es unerlässlich, dass die Medien eritreische Menschen systematisch in die Berichterstattung über Themen einbeziehen, die sie betreffen.»



