Ein Meinungsbeitrag von Elon Musk in der deutschen Zeitung «Welt am Sonntag» hat über die Festtage für Empörung gesorgt. «Deutschland steht an einem kritischen Punkt – seine Zukunft taumelt am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs», schrieb der Tech-Milliardär. Er glaube, dass er, als jemand, der bedeutende Investitionen in die deutsche Industrie- und Technologielandschaft getätigt habe, das Recht habe, «offen über seine politische Ausrichtung zu sprechen». Und dann folgte der Satz, der für Empörung sorgte: «Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land.» Warum er das findet, begründet Musk in seinem Meinungsbeitrag. Die AfD könne Deutschland «in eine Zukunft führen, in der wirtschaftlicher Wohlstand, kulturelle Integrität und technologische Innovation nicht nur Wunschvorstellungen, sondern Realität» seien.
Nach der Publikation des Meinungsbeitrags kündigte Eva Marie Kogel, die Chefin des Meinungsressorts, und zahlreiche Journalisten des Springer-Konzerns distanzierten sich öffentlich von ihrem Arbeitgeber. Die Vorwürfe: Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, Einflussnahme von Aussen, und überhaupt: Elon Musk!
Diesen kritischen Kommentaren widerspricht Cicero-Autor Mathias Brodkorb, ehemaliger Kultur- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern und Mitglied der SPD. Er schreibt, dass zahlreiche Journalisten bei Springer die «disruptiven Konsequenzen des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit bis heute nicht verstanden» hätten. Journalisten seien längst nicht mehr die Lokomotiven der öffentlichen Meinung, sondern «wandeln sich immer mehr zu ihrem Wurmfortsatz. Die öffentlichen Debatten bestimmen längst andere».
Elon Musk erreiche mit jedem Tweet auf seinem Netzwerk X vermutlich auch in Deutschland mehr Menschen als die «Welt am Sonntag» lesen. Er hat die Zeitung also nicht nötig. Die einzig sinnvolle Frage sei: «Will man ihn einfach gewähren lassen? Oder seine publizistische Macht dadurch einschränken, dass man ihn zur Darlegung seiner Argumente zwingt und sie zugleich kritisch reflektiert und einordnet?» Genau das habe die «Welt am Sonntag» getan. Das sei nicht «unglaublich», sondern ein «Dienst an einer kritischen Öffentlichkeit». Wer die AfD für eine gefährliche Partei halte, müsse gerade dann die «harte Auseinandersetzung in der Sache» führen. «Lebendige Demokratie bedeutet nicht, dass das Wahlvolk stumpf die vorgegebenen Argumentationslinien irgendwelcher Redaktionen nachbetet, sondern sich in eigener Mündigkeit eine fundierte Meinung bildet.»
Cicero – Mathias Brodkorb Die Generation Schneeflocke probt den Aufstand
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