Hat wieder Grund zum Lachen: der Luzerner Videojounalist Juan Riande. Bild: Corinne Glanzmann

Mediennews

Juan Riande | 07.09.2024

Neue Stelle beim alten Arbeitgeber

Anfang Jahr strich CH Media 140 Stellen, es kam zu 80 Kündigungen. Eine davon betraf Juan Riande, einen 21-jährigen Videojournalisten bei Tele 1. Er hatte damit nicht nur seinen Job verloren, sondern auch die Grundlage für seine Ausbildung: Ohne Anstellung in der Medienbranche konnte er sein Studium am MAZ nicht beenden. «Edito» brachte Juan Riande in der ersten Ausgabe des Jahres deshalb auf dem Titelbild. Er stand stellvertretend für alle Journalistinnen und Journalisten, die aller Widrigkeiten zum Trotz an ihrem Beruf festhalten. Seine Sturheit hat sich gelohnt: Juan Riande hat wieder eine Stelle. Wieder bei CH Media.

«Es hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen» sagte uns Juan Riande, als wir ihn Anfang Jahr in «Edito» porträtierten. Seit Sommer 2023 war er Videojournalist mit einem 70-Prozent-Pensum beim Zentralschweizer TV-Sender Tele 1 und absolvierte daneben die zweijährige Diplomausbildung Journalismus am MAZ. Doch dann wurde seine Stelle gestrichen: Er war einer von rund 80 Angestellten von CH Media, die im Januar die Kündigung erhielten. Aus wirtschaftlichen Gründen strich CH Media 140 Vollzeitstellen. Als Riande erfuhr, dass er betroffen war, setzte sich vor die Kamera und erzählte im Video seine Geschichte. Dass er eine neue Stelle suche, weil er sonst nicht einmal seine Ausbildung abschliessen könne. Jetzt hat Riande wieder eine Stelle. Wieder bei CH Media, bei seinem alten Arbeitgeber Tele 1.

Warum hat es jetzt doch geklappt mit einer Anstellung bei Tele 1? «Nach knapp zehn Jahren hat jemand gekündigt und so wurde ein 50 Prozent-Pensum für mich frei», sagt Riande gegenüber «Edito». Juan Riande kehrt also zu demselben Arbeitgeber zurück, der ihn recht unzimperlich während der Ausbildung entlassen hatte. Warum? «Ich glaube, dass Tele 1 ein guter Arbeitgeber und der richtige Ort für mich ist», erklärt Riande lakonisch. Als er sich letztes Jahr für einen Wechsel zu Tele 1 entschieden hatte, habe er als VJ Erfahrungen sammeln wollen, die ihn als Journalisten weiterbringen. Er sei im Tagesgeschäft auf unterschiedlichste Weise gefordert gewesen. «Ich habe viel über mich und meine Arbeit gelernt», sagt er. «An genau dieser beruflichen und persönlichen Entwicklung möchte ich trotz meiner Kündigung festhalten.» Er habe sich nie auf negative Gefühle gegenüber CH Media eingelassen. «Ändern kann ich es ja sowieso nicht, und irgendwie habe ich auch Verständnis für meine Kündigung.» Als er das neue Angebot erhalten habe, habe er sich einige Tage Zeit gelassen. «Dann kam ich zum Schluss, dass das Positive überwiegt.»

Juan Riande ist offensiv mit seiner Entlassung umgegangen. Sein Fall sorgte in der ganzen Branche für Gesprächsstoff. «Als ich einige Tage nach der Kündigung ein Gespräch mit dem HR hatte, war auch mein Video ein Thema», erzählt er. «Intern habe ich eigentlich nur Zusprüche erhalten, auch wenn sich einzelne Personen fürsorglich äusserten. Ich finde es wichtig, dass Kündigungswellen greifbar werden, nahe bei den betroffenen Personen, und nicht einfach nur eine Zahl, die man beim Lesen überfliegt – dafür braucht es Gesichter und deren Geschichten.» Geschichten, wie sie in der Branche derzeit nur zu häufig auftreten. Würde Juan Riande es anderen Journalisten empfehlen, ähnlich offensiv mit der eigenen Entlassung umzugehen? «Durch das Video konnte ich neue Erfahrungen sammeln, spannende Menschen kennenlernen und an Projekten mitwirken, die mich nachhaltig positiv geprägt haben», sagt Riande. «Die vielen Nachrichten und Angebote haben mir sehr viel Kraft gegeben, und ich habe mich über jede Reaktion gefreut. Doch irgendwann nervte das ständig vibrierende Smartphone. Für mich hat es sich gelohnt. Ob dies bei der TX Group oder der SRG auch der Fall sein kann, weiss ich nicht.»

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