Pietro Supino, Verwaltungsratspräsident der TX Group und als solcher auch Verleger von «20 Minuten», glaubte nicht an das Konzept der Pendlerzeitung, als das Blatt vor 25 Jahren in der Schweiz auf den Markt kam: «Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich damals skeptisch und vielleicht etwas überheblich war», sagte er in einem Interview, das «20 Minuten»-Chefredaktorin Désirée Pomper mit ihm führte. Die Verlagshäuser seien damals «wenig mit Disruption konfrontiert» gewesen. Warum hat Tamedia sechs Jahre später «20 Minuten» trotzdem gekauft? Pietro Supino sagt, Martin Kall, der damalige CEO von Tamedia, sei der Visionär gewesen, «der das Potenzial von ‹20 Minuten› erkannt» habe.
Supino gibt zu, dass die Pendlerzeitung zu Beginn «inhaltlich gesehen ein schmalbrüstiges Baby» war. Es habe sich aber «über die Jahre zu einer athletischen, gescheiten Persönlichkeit entwickelt». Für die «nächsten 25 Jahre» wünscht sich Pietro Supino der Pendlerzeitung, «in einer immer komplizierter werdenden Welt der Ort zu sein, der eine hohe Glaubwürdigkeit hat und gleichzeitig eine effiziente Information erlaubt.» Er sagt deshalb: «‹20 Minuten› sollte ja wie eine Freundin oder ein Freund sein. Wenn ich einen Freund treffe, will ich mich auf ihn verlassen können und keine Zeit auf Abwegen verlieren.»
Zum Schluss stellt Désirée Pomper die Gretchenfrage: «Wie verdienen wir in Zukunft noch Geld mit Journalismus?» Supino verweist darauf, dass «20 Minuten» die Werbung in Zukunft wieder direkt vermarkte, nachdem der Verkauf in den letzten Jahren ausgelagert war. Und dann folgt ein Satz, der all den Mitarbeitenden von Tamedia, die um ihre Stelle bangen, wie Hohn in den Ohren klingen muss: «Ein Unternehmen ist dann erfolgreich, wenn es gute Mitarbeitende und eine Identität hat.» Er sei deshalb überzeugt, dass die «Erfolgsgeschichte von ‹20 Minuten›» weitergehen werde.
«20 Minuten» – Désirée Pomper «20Minuten› soll wie ein Freund sein»
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