Branche  Berufsverbände

Syndicom 24/02 | 20.06.2024

So kommen wir zu fairen Honoraren für die Freischaffenden

Die Honorare von freien Medienschaffenden sind seit Jahren unter Druck. Ändern sollten das ein Gesamtarbeitsvertrag und Sensibilisierung bei den Freischaffenden selbst.

«Die Honorare von Freien haben sich in den letzten zwanzig Jahren nicht entwickelt, während das Leben hingegen immer teurer wurde», sagt Markus Forte, freischaffender Fotograf aus ­Zürich. Zum selben Ergebnis kommt eine Umfrage von syndicom im Jahr 2021. Die überwiegende Mehrheit der Befragten berichtete, dass die Honorare im Journalismus gleich blieben oder sogar tiefer wurden. Während die Löhne von Angestellten zumindest teilweise der Teuerung und der Erfahrung der Arbeitnehmenden angepasst werden, geschieht dies bei den Freien-Honoraren im Journalismus selten. Dies führt dazu, dass viele freie Medienschaffende inzwischen kaum noch von ihrer journalistischen Tätigkeit leben können.

Honorare durch GAV schützen

Ein Grund für die tiefen Honorare liegt darin, dass es in der Deutschschweiz und im Tessin seit 20 Jahren keinen ­Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und so auch keine bindenden Mindesthono­rare gibt. Die nach wie vor durch einen GAV abgedeckte Westschweiz zeigt nämlich, dass dieser die Mindesthonorare ­effektiv schützt. In den laufenden GAV-­Verhandlungen von syndicom und impressum mit dem Verband Schweizer Medien (VSM) stellen die Mindesthonorare für Freie denn auch eine Knacknuss dar. Der VSM möchte höchstens eine Empfehlung mit einem allerdings noch sehr tiefen Honorar abgeben.

Den Wert der eigenen Arbeit erkennen

Für uns als Arbeitnehmenden-Ver­tretung ist dies inakzeptabel. Um Druck auf den VSM auszuüben, haben im ­vergangenen Winter 1200 Medienschaffende eine Petition unterzeichnet, in der sie vom VSM einen GAV mit fairen Mindest­honoraren und Mindestlöhnen für die Deutschschweiz und das Tessin ­fordern.

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Dass die tiefen Honorare von Freien akzeptiert werden, liegt auch daran, dass sich freie Medienschaffende ihrer eigenen Kosten nicht immer bewusst sind. Um hier Fortschritte zu erzielen, bietet syndicom regelmässig Kurse an, in denen die erfahrene freischaffende Journalistin Eva Hirschi Wissen und Tipps zu praktischen und administra­tiven Belangen im Alltag von Freien ­vermittelt. Zurzeit erarbeitet die Freien-­Kommission bei syndicom Hilfe­stellungen für Freie, um die eigenen Kosten zu berechnen und damit den Preis der eigenen Arbeit zu ­erkennen und einzufordern. Denn ­wer sich unter Wert verkauft, drückt die Honorare weiter nach unten und ­schadet der ganzen Branche. Melanie Keim, freischaffende Journalistin aus Zürich, die sich in der Arbeitsgruppe engagiert, sagt: «Ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam etwas ­bewirken können. Denn die Verlage sind abhängig von uns Freien. Wenn wir alle unseren Wert einfordern, ­können wir etwas verändern. Doch ­dafür müssen wir erst selbst unsere Rechnung machen.»

Von Anina Koch und Mathilde Matras, Regionalsekretärinnen der Gewerkschaft syndicom.

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