Die Erkenntnis, dass es kaum noch möglich ist, Lokaljournalismus nachhaltig am Markt zu finanzieren, sei heute «weitgehend akzeptiert». Das sagt Stephanie Grubenmann, Expertin für digitale Medien, im Interview mit dem St. Galler Kulturmagazin «Saiten». Es gebe nicht mehr dieses eine Geschäftsmodell, «jeder Verlag muss sein individuelles Geschäftsmodell finden. Das braucht Zeit. Die meisten Verlage befinden sich bei uns noch nicht an diesem Punkt» sagt Grubenmann. Sie hat an der Studie der St.Galler Regierung zur Evaluation der Möglichkeiten einer lokalen Medienförderung mitgearbeitet und zuletzt mit Konrad Weber im Auftrag der Stiftung Mercator eine explorative Analyse zur Unterstützung des Schweizer Lokaljournalismus publiziert. Heute arbeitet Grubenmann als Content Strategin bei der Digitalagentur Liip.
Das Problem, sagt sie: Kleinere und mittlere Verlage hätten «vor lauter Tagesgeschäft» keine Kapazitäten für die nötigen Digitalisierungsprozesse. «Mittlerweile bin ich zum Schluss gekommen, dass Verlage für einen nachhaltigen Digitalisierungsprozess möglichst kontinuierliche Unterstützung brauchen.» Mindestens für diese Transformationsphase bräuchten sie «eine solide, kanalunabhängige Medienförderung – die wir nicht haben».
Der schleichende Strukturabbau der letzten Jahre setze sich rasch fort und sei extrem gefährlich. «Studien zeigen, dass Qualität und Medienvielfalt abnehmen. Wenn wir jetzt nichts tun, werden wir in Zukunft noch viel mehr Ressourcen aufbringen müssen, um die Strukturen wieder aufzubauen.» Neben einer kanalunabhängigen Förderung brauche es in der Schweiz «Massnahmen mit Skalierungspotenzial, sodass möglichst viele Verlage davon profitieren können. Zum Beispiel Investitionen in die digitalen Infrastrukturen oder in die Aus- und Weiterbildung von Journalist:innen.»
Saiten – Corinne Riedener «Es braucht kanalunabhängige Medienförderung»
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