«Edito» hatte noch vor der Oscar-Preisverleihung Gelegenheit, mit Drehbuchautor und Regisseur Tim Fehlbaum über seinen Film «September 5» zu sprechen, seinen Film über das Attentat von 1972 in München. Der Film spielt fast komplett im Regieraum von ABC Sports: Er zeigt minutiös die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten. Im Zentrum steht der junge TV-Produzent Geoff Mason (John Magaro). Gegen den Widerstand der eigenen Nachrichtenabteilung berichtet das ABC-Sports-Team live über die 21-stündige Geiselnahme. Für einen jungen TV-Journalisten ist das Traum und Albtraum zugleich: Es ist die grosse Chance, sich zu bewähren – aber natürlich ist es eine Tragödie. Und für die Berichterstatter ein gigantisches Risiko: Sie sind als Sportjournalisten plötzlich mit Weltpolitik konfrontiert. Geoff lässt sich die Chance nicht entgehen. Mit Hilfe der deutschen Dolmetscherin Marianne Gebhardt (Leonie Benesch) übernimmt er die Leitung der Live-Sendung.
«In unserem Film geht es auch darum, wie technologische Entwicklungen einen Einfluss auf die Medien und ihre Berichterstattung haben und dadurch auch darauf, wie wir weltpolitische Ereignisse wahrnehmen», sagt Tim Fehlbaum im Gespräch mit «Edito». «Darum haben wir auch die Technik möglichst präzise inszeniert. Wir wollten ein Gefühl dafür geben, wie physisch das damals war.» Es sei ihm wichtig gewesen, die journalistische Arbeit «anhand des medialen Apparats» zu zeigen und vorzuführen, «wie die Informationen durch verschiedene Medien und Technologien übermittelt werden».
Er selbst habe heute ein ganz anderes Verständnis von Liveübertragungen: «Ich weiss jetzt, was dahintersteckt, was für ein Apparat.» Zudem sei sein «Respekt gewachsen für alle Menschen, die im Nachrichtenbereich arbeiten. Ich sehe auch, dass Nachrichten immer mehr Entertainment werden, das ist ja auch Teil unserer Erzählung. Aber mein Respekt vor dieser Arbeit ist gewachsen.»
Ausserdem im neuen «Edito»
Journalismus&Macht
In unserem Dossier Journalismus&Macht zeigen wir, wie stark Medien und der Journalismus unter Druck stehen. Die Reportage aus den USA belegt, dass es um die Pressefreiheit in den Vereinigten Staaten von Donald Trump wesentlich schlechter steht, als viele wahrhaben möchten. Und das ist erst der Anfang.
Berichterstattung unter Lebensgefahr
In der ostkongolesischen Stadt Goma berichten Journalistinnen und Journalisten nach der Machtübernahme durch eine Miliz unter Lebensgefahr. Auch unser Korrespondent.
Media-Bullying in der Schweiz
In den USA macht sich Donald Trump mit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe Medienhäuser gefügig. In der Schweiz gibt es kaum solche SLAPP-Klagen. Einschüchterungen gibt es trotzdem, nur etwas subtiler. «Edito» hat sich umgehört und zeigt, dass auch subtil angelegte Daumenschrauben Wirkung zeigen.
Maulkorb für SRF-Mitarbeiter
Viele Journalistinnen und Journalisten sind es gewohnt, dass manchmal mit harten Bandagen gegen sie gekämpft wird. Gut, wenn sie sich dann auf Rückendeckung durch Chefredaktion und Verlag verlassen können. Aber was, wenn der Druck aus dem eigenen Haus kommt? Dürfen Journalisten ihren eigenen Verlag kritisieren? Oder sind sie ihrem Arbeitgeber zu blinder Treue verpflichtet?
Edito-Praxis: Was kommt nach Twitter?
Für Journalistinnen und Journalisten war das alte Twitter jahrelang das wertvollste soziale Netzwerk. Mittlerweile heisst es X, ist unbrauchbar geworden und viele fragen sich: Was jetzt? Edito gibt praktische Unterstützung Webinar.
Wie sollen Medien mit Femiziden umgehen?
Ein grauenvoller Femizid im Kanton Baselland wirft die Frage auf, wie Medien über die Tötung von Frauen aufgrund ihres Frauseins berichten sollten. Es besteht viel Luft nach oben.
Desinformation schadet auch dem Journalismus
Medienkonsumenten werden auch Qualitätsangeboten gegenüber immer kritischer. Was können Medienschaffende dagegen tun? Wissenschaftliche Studien geben erste Antworten.
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